- Neid
Gilt nicht nur im Christentum als eine Todsünde und ist ein äußerst interessantes Phänomen, das uns bald um die Ohren fliegen wird, wenn wir es nicht unter Kontrolle bringen.
Der Neid ist die einzige Todsünde, die nicht einmal kurzfristig Lust bereitet (was man sich etwa bei der Wolllust oder der Trägheit noch vorstellen könnte). Die Paradoxie des Neides besteht darin, dass Menschen, die beispielsweise Jugendliche wegen ihres Alters oder Berühmte wegen ihrer Berühmtheit oder Arme wegen der Notstandshilfe (!) beneiden, mit den Beneideten nicht tauschen möchten. Es geht einzig und allein um den boshaften Blick auf das (vermeintliche) Glück der Anderen (vgl. R. Pfaller: Wofür es sich zu leben lohnt). Vor diesem Blick sollen in manchen Kulturen Amulette mit einem aufgemalten Auge schützen. Schon Aristoteles fand im Neid allerdings auch eine positive Komponente: Er kann ein gutes Instrumentarium sein für die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit. Und mit der Gerechtigkeit in der Aufteilung nicht nur von Gütern, sondern auch von Chancen (etwa zwischen Jung und Alt) betreten wir ein weiteres heißumkämpftes Terrain der Philosophie.
- Zeit
Einer der ganz großen Begriffe der Philosophie mit unzähligen Fragen: Was ist Zeit überhaupt? („Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht“ – Augustinus) Hat die Zeit einen Anfang undoder ein Ende? Verläuft sie diskret oder kontinuierlich? Existiert sie unabhängig von uns? Gibt es Zeitatome?
Im Roman spielen die obengenannten Fragen keine Rolle. Im Zentrum steht die Überlegung, ob es nicht wünschenswert wäre und auf irgendeine Weise gelingen könnte, die Zeit aufzuhalten, sodass man die guten Augenblicke quasi verlängern oder irgendwie konservieren könne. Diese Versuche der Verlängerung oder Verlangsamung der Zeit werden von der seltsamen Paradoxie begleitet, dass fast alle Menschen alt werden möchten, aber keiner alt sein will . Dies ist aber nicht die einzige Paradoxie im Zusammenhang mit der Zeit: Tun wir tagelang nichts, erscheint uns das Leben langweilig und die Zeit erscheint gedehnt. Im Rückblick schrumpfen diese Tage zu einem einzigen zusammen, die erlebte langweilige Zeitspanne fühlt sich wie ein Augenblick an. Ist die Zeit also lediglich ein Produkt unserer Vorstellungskraft?
Wie alle Ressourcen nehmen wir auch die Zeit erst dann bewusst wahr, wenn sie knapp wird. Im Alter etwa. Offenbar neigen wir dazu, Dinge eher zu schätzen, wenn wir sie nicht (mehr) haben. Daher auch der begehrliche und verklärende Blick des Alters auf die Jugend (→ siehe auch: Neid).
- Sinn des Lebens
Ist das Leben sinnvoll? Der Autor/ Die Autorin des Romans „Altaussteiger“ meint lapidar „Nein!“, fügt aber tröstend hinzu: „Na und?“, womit er/sie sich in guter Gesellschaft mit den Existenzialisten befindet. Immerhin ist ja nicht einmal die Fragestellung klar: Ist mit Leben MEIN Leben gemeint oder das aller Oberösterreicher/Europäer/Reichen/Menschen oder das aller Lebewesen? Ist Sinn mit Zweck gleichzusetzen? Wenn nicht: Ist die Frage „Ist das Leben sinnvoll?“ eine sinnvolle Frage?
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist sicher so alt wie die Menschheit. Angesichts unermesslichen Leides auf diesem Planeten und vor allem angesichts des eigenen Todes drängt sie sich so vehement auf wie auch naheliegende Antworten: der Genuss, andere Menschen, ein durch Vernunft/Humanität begründetes Ziel…
Wenn am Ende von allem nichts sein wird, keine Erde und keine Sonne und kein Universum – was war dann der Sinn von alledem? Nichts? Ist nichts das Wesentliche (vgl. Lao-Tse)? Sollte tatsächlich die Frage nach dem Sinn des Lebens gar keine Chance auf eine Antwort haben, dann ist damit unsere Suche nach einer Antwort aber noch lange nicht beendet: Nach dem Sinn des Lebens zu suchen, obwohl es keinen gibt – diese Situation des Menschen heißt in der Sprache von A. Camus „absurd“.
4. Der Induktionsschluss
Darunter versteht man den Schluss von Einzelbeobachtungen auf eine allgemeingültige Aussage. So folgern wir etwa aus einer großen Zahl von Beobachtungen der aufgehenden Sonne am Morgen, dass sie auch am nächsten Tag wieder aufgehen werde. Dieser Schluss ist derart fest in unserem Verstand verankert, dass die massive Kritik daran, vorgetragen vor allem von David Hume und Karl R. Popper, einigermaßen verstörend wirkt. Im Wesentlichen besagt diese Kritik, dass der Induktionsschluss in den empirischen Wissenschaften streng genommen nicht gültig ist. Im Roman heißt es:
„Buchinger erinnerte sich an die Geschichte von dem Truthahn, der jeden Tag vom selben Mann gefüttert wird und diesen für einen netten Erdenbewohner halten muss. Täglich taucht er seine Hand in einen großen Sack und diese kommt mit Futter wieder raus. Also muss der Puter zu dem Schluss kommen, dass der Mann ein guter Mann ist. Eines Tages steckt dieser Mann seine Hand in den Sack und diese kommt nicht mit Futter, sondern mit einem Schlachtermesser wieder raus und der Truthahn ist tot. Da kann man tausendmal erlebt haben, dass der Bauer ein guter Mann ist: Der Schluss ist trotzdem falsch, eine einzige Widerlegung genügt. So verhält sich das nun mal mit stimmigen Bildern.
Hat auch der Truthahn das Gefühl, widerlegt worden zu sein? Eigentlich bekommt er ja von seinem eigenen Ende, seinem Irrtum nichts mit. Er stirbt also in dem Glauben, dass der Bauer ein guter Mann ist. Und nichts hat ihn widerlegt. So sterben wir alle in dem Glauben, unsterblich zu sein.“
5. Was man für Geld nicht kaufen kann
So heißt ein Buch von Michael Sandel. Was man für Geld nicht kaufen kann: Freundschaft zum Beispiel. Oder den Nobelpreis. Dahinter steckt die Frage, ob sich Dinge oder Zustände verändern, wenn die Ökonomie ins Spiel kommt. Und ob es diese Dinge wert sind, erhalten zu werden. Ob hier nicht etwas verloren geht, das man vielleicht behalten will. Ökonomisch gesehen ist ein Geldgeschenk das optimale Geschenk, denn hier geht kein Cent verloren, der beschenkte Mensch erhält genau den ihm zugedachten Geldbetrag. Das ist bei einer Krawatte, die genauso viel kostet und die man nicht will, zweifelhaft. Dennoch: Die Wahl einer Krawatte für einen Freund beweist etwas, das ein Geldbetrag nie vermag, nämlich dass das Geschenk mit einer gewissen Achtsamkeit gewählt wurde.
6. Endzeit versus Zeitenende
Günther Anders, der eigentlich Günther Stern hieß und unter dem Eindruck der Machtergreifung der Nazis beschloss, sich anders zu nennen, benannte mit dem Begriff „Endzeit“ jene historische Epoche in der Entwicklung der Menschheit, in die diese mit dem Abwurf der Atombombe am Ende des zweiten Weltkriegs gelangt war. Nunmehr sei eine Selbstauslöschung der Menschheit möglich. Diese letzte aller Epochen könne nur durch eine der folgenden Alternativen beendet werden: Entweder die Menschheit mache die Potentialität der Selbstzerstörung zur Realität und vernichte sich selber. Damit würde die Endzeit ins Zeitenende kippen. Oder es gelänge, aus der Endzeit eine ewig währende, quasi letzte Epoche zu machen, die erst mit der Selbstausslöschung beendet werden würde. Der moralische Imperativ laute, die Endzeit möglichst lange auszudehnen.