Altaussteiger

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Alt|aus|stei|ger, der, Nomen, mask.:  (→ siehe auch: Altausspringer) 1. Stelle an der schiffbaren Traun zwischen Gmunden und Stadl-Paura. Hier stiegen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts die älteren Schiffer aus und machten sich auf den Rückweg nach Gmunden. Die Verkürzung des Fußwegs sollte das Leben für die Arbeiter leichter machen; gleichzeitig half diese Lösung Hafengebühren sparen, die sich unter anderem nach der Anzahl der Schiffer auf den Salzschiffen, den sog. Traunern, bemaßen. 2. (metaphorisch) älterer Mensch, der aussteigt, d.h. sich den Normen der Gesellschaft durch Denken und/oder Handeln zu entziehen sucht (, nachdem er sich diesen ein Leben lang brav untergeordnet hatte); in unseren Breiten meist zivilisations- bzw. konsumkritische Haltung (→ siehe auch: Hippies, Althippies, Alt68-er). Häufig pejorativ verwendetes Synonym für Loser oder Sozialschmarotzer, vor allem durch die Beobachtung beflügelt, dass es vielen Alten ökonomisch sehr gut geht, während die Jungen bluten. 3. genialer philosophischer Roman von Roland Luft (September 2017, Verlag Nina Roiter) mit Anleihen aus der etwa 3000-jährigen Philosophiegeschichte.

 

 

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Aktuell: Buchingers neuer Fall

„Wer zuletzt lacht“: https://stoerrische-kuh.com/

Ein philosophischer Kriminalroman

Buchinger ermittelt wieder! Der Mann, der wegen seiner Unauffälligkeit beinahe schon auffällig ist, recherchiert an der Seite der schönen Bellucci und des fleißigen Polizeianwärters Mayr in einem nur anscheinend (oder scheinbar) offensichtlichen Fall. Seine Umwege im Denken führen ihn zu dem Nobelpreisträger Wagner-Jauregg, in die Zeit der Reformationskriege und vor allem in die Ramsau am Dachstein. Spannung, Humor, die prächtige Kulisse österreichischer Landschaften, die unergründliche Psyche des Menschen, ein philosophischer Background – all das in dem neuen philosophischen Kriminalroman „Wer zuletzt lacht“ https://stoerrische-kuh.com/!

Präsentationen

Auch Chefinspektor Buchinger kennt diesen Verdacht: Was, wenn alles nur eine geschickte Inszenierung wäre? Was, wenn die Besucher der Präsentationen des Altaussteigers nur kämen, um dem Autor sein schweres Leben zu erleichtern? Wenn es gar nicht um seinen Roman ginge, sondern um eine extrem wohlwollende Behandlung eines Menschen, der dieses Wohlwollen nötiger hat als alles andere?

Diese finsteren Gedanken ließen mich schon während der ersten Lesung in Stadl-Paura, als ich bereits VOR der Präsentation zig Bücher signieren durfte, an der Realität des Wahrgenommenen zweifeln. Ebenfalls eine Attitüde Buchingers übrigens! Über 100 Besucher! In Wels noch mehr! Dann eine Lesung in Linz, für das gebürtige Stahlstadtkind eine besondere Freude! Schließlich Schlierbach, eine Lesung aus erhabener Perspektive, im hell erleuchteten Kubus des Stifts hoch über dem Kremstal! Was für ein herzlicher Empfang in Marchtrenk! Zu guter Letzt eine Audienz im oberösterreichischen Olymp der Literatur, im Stifterhaus: Naturgemäß – wie Thomas Bernhard seinen Protagonisten hätte sagen lassen – naturgemäß nicht wirklich das Ambiente Buchingers. Bellucci hingegen schien die ernsthafte Eleganz und Schönheit dieses Hauses wie auf den Leib geschneidert!

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Linz, Stifterhaus, 8.2.2018

Zugegeben, es ist nicht New York, Berlin und Tokio: Aber, ehrlich – was täte ich dort? Mein Japanisch ist ziemlich schlecht.

Und vor allem: Überall, wo sich der Altaussteiger präsentiert, werden die unglaubliche Begegnung mit Bellucci, der Ort außerhalb der Zeit, die Exkurse in die Geschichte und die Philosophie und die Versuche der Schiffer zur Verzögerung der Zeit mit Begeisterung aufgenommen. Der Unterhaltungswert der Präsentationen ist groß, so ist zu vernehmen. Die Welle der Empathie, die über den Autor hereinbricht, ist mehr als groß. Mehr als sehr groß. Gar nicht so leicht, das auszuhalten, wenn man nicht damit gerechnet hat!

Herzlicher Dank meinen Leserinnen und Lesern!

Herzlicher Dank den Besucherinnen und Besuchern der Präsentationen!

Herzlicher Dank all jenen, die mir Rückmeldungen geben und gaben, die sich mit mir über den Roman austauschen! Was für ein tolles Gefühl!

20.9.2017 Stadl-Paura, Salzstadln

11.10.2017 Wels, Maximiliansaal Hotel Greif

17.10.2017 Linz, Kulturquartier Ursulinenhof

3.11.2017 Schlierbach, Café Panorama (Stift)

6.2.2018 Marchtrenk, Café Zwieb

8.2.2018 Linz, Stifterhaus

 

Philosophie im Altaussteiger

  1. Neid

Gilt nicht nur im Christentum als eine Todsünde und ist ein äußerst interessantes Phänomen, das uns bald um die Ohren fliegen wird, wenn wir es nicht unter Kontrolle bringen.

Der Neid ist die einzige Todsünde, die nicht einmal kurzfristig Lust bereitet (was man sich etwa bei der Wolllust oder der Trägheit noch vorstellen könnte). Die Paradoxie des Neides besteht darin, dass Menschen, die beispielsweise Jugendliche wegen ihres Alters oder  Berühmte wegen ihrer Berühmtheit oder Arme wegen der Notstandshilfe (!) beneiden, mit den Beneideten nicht tauschen möchten. Es geht einzig und allein um den boshaften Blick auf das (vermeintliche) Glück der Anderen (vgl. R. Pfaller: Wofür es sich zu leben lohnt). Vor diesem Blick sollen in manchen Kulturen Amulette mit einem aufgemalten Auge schützen. Schon Aristoteles fand im Neid allerdings auch eine positive Komponente: Er kann ein gutes Instrumentarium sein für die Wahrnehmung von Ungerechtigkeit. Und mit der Gerechtigkeit in der Aufteilung nicht nur von Gütern, sondern auch von Chancen (etwa zwischen Jung und Alt) betreten wir ein weiteres heißumkämpftes Terrain der Philosophie.

  1. Zeit

Einer der ganz großen Begriffe der Philosophie mit unzähligen Fragen: Was ist Zeit überhaupt? („Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht“ – Augustinus) Hat die Zeit einen Anfang undoder ein Ende? Verläuft sie diskret oder kontinuierlich? Existiert sie unabhängig von uns? Gibt es Zeitatome?

Im Roman spielen die obengenannten Fragen keine Rolle. Im Zentrum steht die Überlegung, ob es nicht wünschenswert wäre und auf irgendeine Weise gelingen könnte, die Zeit aufzuhalten, sodass man die guten Augenblicke quasi verlängern oder irgendwie konservieren könne.  Diese Versuche der Verlängerung oder Verlangsamung der Zeit werden von der seltsamen Paradoxie begleitet, dass fast alle Menschen alt werden möchten, aber keiner alt sein will . Dies ist aber nicht die einzige Paradoxie im Zusammenhang mit der Zeit: Tun wir tagelang nichts, erscheint uns das Leben langweilig und die Zeit erscheint gedehnt. Im Rückblick schrumpfen diese Tage zu einem einzigen zusammen, die erlebte langweilige Zeitspanne fühlt sich wie ein Augenblick an. Ist die Zeit also lediglich ein Produkt unserer Vorstellungskraft?

Wie alle Ressourcen nehmen wir auch die Zeit erst dann bewusst wahr, wenn sie knapp wird. Im Alter etwa. Offenbar neigen wir dazu, Dinge eher zu schätzen, wenn wir sie nicht (mehr) haben. Daher auch der begehrliche und verklärende Blick des Alters auf die Jugend (→ siehe auch: Neid).

  1. Sinn des Lebens

Ist das Leben sinnvoll? Der Autor/ Die Autorin des Romans „Altaussteiger“ meint lapidar „Nein!“, fügt aber tröstend hinzu: „Na und?“, womit er/sie sich in guter Gesellschaft mit den Existenzialisten befindet.  Immerhin ist ja nicht einmal die Fragestellung klar: Ist mit Leben MEIN Leben gemeint oder das aller Oberösterreicher/Europäer/Reichen/Menschen oder das aller Lebewesen? Ist Sinn mit Zweck gleichzusetzen? Wenn nicht: Ist die Frage „Ist das Leben sinnvoll?“ eine sinnvolle Frage?

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist sicher so alt wie die Menschheit. Angesichts unermesslichen  Leides auf diesem Planeten und vor allem angesichts des eigenen Todes drängt sie sich so vehement auf wie auch naheliegende Antworten: der Genuss, andere Menschen, ein durch Vernunft/Humanität begründetes Ziel…

Wenn am Ende von allem nichts sein wird, keine Erde und keine Sonne und kein Universum – was war dann der Sinn von alledem? Nichts? Ist nichts das Wesentliche (vgl. Lao-Tse)? Sollte tatsächlich die Frage nach dem Sinn des Lebens gar keine Chance auf eine Antwort haben, dann ist damit unsere Suche nach einer Antwort aber noch lange nicht beendet: Nach dem Sinn des Lebens zu suchen, obwohl es keinen gibt – diese Situation des Menschen heißt in der Sprache von A. Camus „absurd“.

4. Der Induktionsschluss

Darunter versteht man den Schluss von Einzelbeobachtungen auf eine allgemeingültige Aussage. So folgern wir etwa aus einer großen Zahl von Beobachtungen der aufgehenden Sonne am Morgen, dass sie auch am nächsten Tag wieder aufgehen werde. Dieser Schluss ist derart fest in unserem Verstand verankert, dass die massive Kritik daran, vorgetragen vor allem von David Hume und Karl R. Popper, einigermaßen verstörend wirkt. Im Wesentlichen besagt diese Kritik, dass der Induktionsschluss in den empirischen Wissenschaften streng genommen nicht gültig ist. Im Roman heißt es:

„Buchinger erinnerte sich an die Geschichte von dem Truthahn, der jeden Tag vom selben Mann gefüttert wird und diesen für einen netten Erdenbewohner halten muss. Täglich taucht er seine Hand in einen großen Sack und diese kommt mit Futter wieder raus. Also muss der Puter zu dem Schluss kommen, dass der Mann ein guter Mann ist. Eines Tages steckt dieser Mann seine Hand in den Sack und diese kommt nicht mit Futter, sondern mit einem Schlachtermesser wieder raus und der Truthahn ist tot. Da kann man tausendmal erlebt haben, dass der Bauer ein guter Mann ist: Der Schluss ist trotzdem falsch, eine einzige Widerlegung genügt. So verhält sich das nun mal mit stimmigen Bildern.

Hat auch der Truthahn das Gefühl, widerlegt worden zu sein? Eigentlich bekommt er ja von seinem eigenen Ende, seinem Irrtum nichts mit. Er stirbt also in dem Glauben, dass der Bauer ein guter Mann ist. Und nichts hat ihn widerlegt. So sterben wir alle in dem Glauben, unsterblich zu sein.“

5. Was man für Geld nicht kaufen kann

So heißt ein Buch von Michael Sandel. Was man für Geld nicht kaufen kann: Freundschaft zum Beispiel. Oder den Nobelpreis. Dahinter steckt die Frage, ob sich Dinge oder Zustände verändern, wenn die Ökonomie ins Spiel kommt. Und ob es diese Dinge wert sind, erhalten zu werden. Ob hier nicht etwas verloren geht, das man vielleicht behalten will. Ökonomisch gesehen ist ein Geldgeschenk das optimale Geschenk, denn hier geht kein Cent verloren, der beschenkte Mensch erhält genau den ihm zugedachten Geldbetrag. Das ist bei einer Krawatte, die genauso viel kostet und die man nicht will, zweifelhaft. Dennoch: Die Wahl einer Krawatte für einen Freund beweist etwas, das ein Geldbetrag nie vermag, nämlich dass das Geschenk mit einer gewissen Achtsamkeit gewählt wurde.

6. Endzeit versus Zeitenende

Günther Anders, der eigentlich Günther Stern hieß und unter dem Eindruck der Machtergreifung der Nazis beschloss, sich anders zu nennen, benannte mit dem Begriff „Endzeit“ jene historische Epoche in der Entwicklung der Menschheit, in die diese mit dem Abwurf der Atombombe am Ende des zweiten Weltkriegs gelangt war. Nunmehr sei eine Selbstauslöschung der Menschheit möglich. Diese letzte aller Epochen könne nur durch eine der folgenden Alternativen beendet werden: Entweder die Menschheit mache die Potentialität der Selbstzerstörung zur Realität und vernichte sich selber. Damit würde die Endzeit ins Zeitenende kippen. Oder es gelänge, aus der Endzeit eine ewig währende, quasi letzte Epoche zu machen, die erst mit der Selbstausslöschung beendet werden würde. Der moralische Imperativ laute, die Endzeit möglichst lange auszudehnen.

Inspektor Dr. (?) Buchinger

Ist Chefinspektor Buchinger ein gewöhnlicher Mensch? Mayer behauptete ja einmal, das einzig Auffällige an Buchinger wäre seine Unauffälligkeit.

Wenn man unter „gewöhnlich“ „ordinär“ verstehen will, sicher nicht. Man denke nur an seine Vorliebe für barocke Musik, insbesondere Kantaten, und an seine Leidenschaft für korrekte Sprachverwendung, insbesondere für die regelkonforme Stellung der Personalform. Die Frage ist vielmehr: Ist Buchinger normal im Sinne von angepasst?

Was für die These spricht, Buchinger sei ein ganz normaler Mensch: Er ist geschieden. Dieses Schicksal – Buchinger würde sagen: diese glückliche Fügung – teilt er mit knapp 50% der ehemals Verheirateten. Er ist im Dauerkrieg mit seinem Nachbarn. Er hat Probleme mit der Obrigkeit. Da er aus Wels kommt, hält er sich für einen Städter (!), der sich nicht gern mit Landeiern wie jenen aus Stadl-Paura abgibt. Diese Überheblichkeit ist leider nicht selten, wie Buchinger ab und zu bei Kontakten mit den Kollegen aus Linz und Wien erfahren muss. Da ist nämlich er das Opfer der Überheblichkeit. Er liebt technische Gadgets und Bier. Welcher Mann tut das nicht? Er macht sich erst in fortgeschrittenem Alter Sorgen um seine Gesundheit. Seine „logischen“ Schlüsse gehen nicht selten in die Irre. Schöne Frauen gefallen ihm besser als schiache. Er hat ein Sofa in seinem Wohnzimmer.

Was dagegen spricht: Er hat ein Sofa in seinem Wohnzimmer, aber nur als Relikt seiner Versuche, so zu sein wie die anderen. Oder: Mayer hat uns einst in einem vertraulichen Gespräch anvertraut, nicht einmal Bellucci wisse, wo Buchinger seinen Doktortitel gemacht habe. Normal ist das ja wirklich nicht. Bei Buchingers Leidenschaft für verbotene Transaktionen im darknet ist es leicht möglich, dass der akademische Titel nichts anderes ist als ein Fake. Um seine Chefin zu ärgern? – Weiters: Ganz Österreich scheint kein anderes Ziel zu haben als die Pensionierung, nur Buchinger möchte weiterarbeiten. Er würde am liebsten auch mit 65 noch nicht in den „wohlverdienten Ruhestand“ gehen. Vielleicht ist er gar kein Österreicher? Oder nicht ganz normal? – Noch ein Beispiel: Buchinger sieht überall Zusammenhänge: Er sucht nach arithmetischer Ordnung in Zahlenfolgen, er kann Zeugenaussagen wortgetreu wiedergeben wie ein Autist (man denke nur an den Drohbrief, in dem er ziemlich rasch eine verblüffende Parallelität auffinden kann).

Traun

1. mhd. traun, eine Interjektion mit der Bedeutung fürwahr, wahrhaftig. Unseres Wissens besteht kein Zusammenhang zu den geografischen Namen Traun (Fluss bzw. Stadt).

2. Das Buchstabenmaterial von „Traun“ ist unbestritten eine fruchtbare Quelle für Anagramme. Aus den fünf Zeichen lassen sich stolze fünf sinnvolle Wörter konstruieren: Traun – Natur – Unrat – Unart – traun

3. Stadt in Oberösterreich, Bezirk Linz-Land

4. Der Fluss Traun gehört zu den mächtigsten identitätsstiftenden Kräften Oberösterreichs. Die Traun entspringt zwar im steirischen Teil des sog. Toten Gebirges, prägt aber das Erscheinungsbild und über Jahrhunderte auch das Wirtschaftsleben nicht nur des berühmten Salzkammerguts, sondern auch des Voralpenlandes bis Linz. Sie ist Namensgeberin einer Stadt und eines ganzen Viertels von Oberösterreich, des Traunviertels. Auf ihrem Weg durchfließt die Traun mehrere Seen, darunter den Hallstätter See und den Traunsee, und sie passiert das für die oberösterreichische Seele nicht minder wesentliche Massiv des Dachsteins und vor allem den Traunstein am Traunsee. Für einen echten Oberösterreicher ist nicht nur klar, dass die Jahrhunderte währende Streiterei, zu welchem Bundesland der Dachstein eigentlich gehöre, zugunsten seiner Heimat entschieden werden müsse, sondern auch, dass er zumindest einmal in seinem Leben den Traunstein erklommen hat. Insofern ist die Traun, die ihr Gesicht von der Quelle bis zur Mündung zigmal verändert, für das Selbstverständnis der hier ansässigen Menschen mindestens ebenso bedeutend wie der Linzer Pöstlingberg oder die Enns oder die Donau, die man sich ja bekanntlich mit vielen Regionen vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer teilen muss. Die Traun hingegen ist fast pures Oberösterreich. Vom Salzkammergut her kommend, kämpft sie sich nördlich von Gmunden wild durch die sog. Traunschlucht und tritt bei Stadl-Paura ins Alpenvorland ein. Hier, in Stadl-Paura, der Metropole des Voralpenlands mit den schönsten Frauen und der in weitem Umkreis beneideten Lebenslust, passiert die Traun den berühmten Altaussteiger, einen historisch bedeutenden Ort (→ siehe dazu auch den genialen philosophischen Roman „Altaussteiger“).

 

Zur Entstehung

Wer einmal die Geschichte von der schiffbar gemachten Traun gehört hat, nämlich wie die Salzschiffe gleichsam auf einer Rutschbahn von Gmunden nach Stadl-Paura gerauscht sind, der kann sich dieser Faszination kaum entziehen.

Weiters ist die Traun in diesem Abschnitt von einer funkelnden Schönheit und Unberührtheit, wie ihr Anblick weiter flussabwärts, in der Gegend von Linz, nicht vermuten ließe: Dort ist sie ein träger, bleierner, trüber Fluss.

Drittens haben die einzelnen Teilstrecken sprechende Namen, die zum Erfinden von Geschichten anregen: Diebshaus etwa (kommt im Roman vor) oder der ebenfalls wirklich existierende „Altaussteiger“. Heute erinnern lediglich zwei Felsen an diese Stelle. Wer schließlich das verträumte Museum der Schiffleute besucht, ein wunderschönes Haus aus dem 17. Jahrhundert (kommt im Roman vor), den lässt die Geschichte der Salzschifffahrt nicht mehr los. Die Ambivalenz der Gottesfurcht und gleichzeitigen Aufmüpfigkeit der Salzschiffer ist eine derart faszinierende Angelegenheit, dass man sich ihrer lediglich mit dem Schreiben (oder dem Lesen) eines Romans namens „Altaussteiger“ erwehren kann.

Klappentext

Inspektor Buchinger hat alles, was ein unglückliches, also normales Leben ausmacht: eine schwierige Chefin, kleine Neurosen und Träume von unerreichbaren, schönen Frauen. Und jetzt auch noch die Morde in Stadl-Paura!

Was ist der Schlüssel zur Aufklärung der Verbrechen? Eine ungekannte Lebenslust, die Psychologie des Neides oder die Sehnsucht, die Zeit aufzuhalten und zu regulieren wie einen Fluss? Die Rivalität zwischen dem traditionsreichen Stift Lambach und den rebellischen Salzschiffern macht die Ermittlungen nicht gerade einfach. Wird Buchinger mit seiner Neigung zu falschen Schlüssen die bestialischen Mordfälle aufklären können? Ein philosophischer Krimi!

Traunschifffahrt

Im Jahre 1911 endete eine für Oberösterreich einzigartige Tradition, die Salzschifffahrt an der Traun. Der Transport des weißen Golds von Gmunden nach Stadl-Paura brachte über Jahrhunderte Wohlstand in die Gegend, er gab Männern aus zahlreichen Generationen Arbeit in innovativen und hochgeschätzten Handwerksberufen und veränderte mit geschickten baulichen Maßnahmen den wilden Flusslauf der Traun nachhaltig. Eine Ortschaft sollte ihren Namen von den Bauten bekommen, wo das Salz in andere Boote umgelagert wurde, damit es auf der ab hier seichteren Traun weiter in Richtung Linz und Wien transportiert werden konnte: Stadl-Paura. Bereits 1825 hatte sich der Staat aus dem Salztransport zurückgezogen und so den unaufhaltsamen Niedergang eines Gewerbes eingeleitet, das über Jahrhunderte eine Erfolgsgeschichte geschrieben hatte, die ihresgleichen sucht. Die Geschichte beginnt im 13. Jahrhundert mit Königin Elisabeth, die als Erste die ökonomische Bedeutung des aufkeimenden Handels mit Salz nicht nur erkannte, sondern auch förderte. Eine kenntnisreiche Arbeiterschicht entstand, deren Selbstbewusstsein legendär wurde: Ein Schiffer zieht vor niemandem den Hut, nur vor Gott. Mitte des 19. Jahrhunderts versetzte schließlich die hochmoderne Pferdeeisenbahnlinie Gmunden – Budweis den Schiffleuten den endgültigen Todesstoß, da halfen auch Gesten revolutionären Aufbegehrens nichts mehr.

1916 wurden die letzten, inzwischen sinnlos gewordenen Stadln abgerissen, knapp 100 Jahre später wurde zur Erinnerung an die Bedeutung, die die Salzschifffahrt für die Bevölkerung erlangt hatte, wieder ein Salzstadl errichtet. Das Schiffleutmuseum in Stadl-Paura dokumentiert liebevoll den Aufstieg und die Traditionen einer ausgestorbenen Zunft, die von der Geschichte buchstäblich überrollt wurde – man denke nur an die Pferdeeisenbahn. Wer mit wachem Blick von Stadl-Paura flussaufwärts wandert, kann in der Traun und an deren Ufern noch heute Zeugen einer grandiosen Geschichte entdecken, in ihrer Entstehungszeit geniale Bauwerke zur Schiffbarmachung der rabiaten Traun: im Wasser versunkene Fundamente von Wehren oder Schlachten, an denen die Salzschiffe entlangschrammten, und nicht zuletzt zwei Felsen, die letzten Überreste des sog. Altaussteigers (→ Altaussteiger, auch: Altausspringer).

 

Bellucci

eigentlich Monica Bellucci. Eigentlich weiß niemand ihren Namen, ihren wirklichen Namen. Zumindest ist es so, dass kein Mensch ihren Namen verraten will, auch der Autor nicht. Phänomenale Erscheinung (Buchinger würde sicher aufschreien: „Diese Formulierung ist ein furchtbarer Pleonasmus!“, Mayer würde gar nichts merken – wer kann denn heute noch Altgriechisch?) in Stadl-Paura.

Buchingers Syllogismus ist wasserdicht: „Jede Frau ist ein Rätsel. Bellucci ist eine Frau. Also ist sie ein Rätsel.“ Wie aus dem Lehrbuch für Prädikatenlogik, erstes Semester. Worin besteht nun das Rätsel, Bellucci betreffend? Dass sie das Rezept für Apfelstrudel nicht verrät? Dass niemand weiß, was sie eigentlich im ersten Stock treibt, während Armstrong im Keller seinen Flugsimulator zum Glühen bringt? Dass sie wohl niemals verraten wird, warum sie Buchinger im Schiffleutmuseum besuchte und was sie dort – und hier passt das Verb nun besser als im letzten Satz! – getrieben hat?