Traunschifffahrt

Im Jahre 1911 endete eine für Oberösterreich einzigartige Tradition, die Salzschifffahrt an der Traun. Der Transport des weißen Golds von Gmunden nach Stadl-Paura brachte über Jahrhunderte Wohlstand in die Gegend, er gab Männern aus zahlreichen Generationen Arbeit in innovativen und hochgeschätzten Handwerksberufen und veränderte mit geschickten baulichen Maßnahmen den wilden Flusslauf der Traun nachhaltig. Eine Ortschaft sollte ihren Namen von den Bauten bekommen, wo das Salz in andere Boote umgelagert wurde, damit es auf der ab hier seichteren Traun weiter in Richtung Linz und Wien transportiert werden konnte: Stadl-Paura. Bereits 1825 hatte sich der Staat aus dem Salztransport zurückgezogen und so den unaufhaltsamen Niedergang eines Gewerbes eingeleitet, das über Jahrhunderte eine Erfolgsgeschichte geschrieben hatte, die ihresgleichen sucht. Die Geschichte beginnt im 13. Jahrhundert mit Königin Elisabeth, die als Erste die ökonomische Bedeutung des aufkeimenden Handels mit Salz nicht nur erkannte, sondern auch förderte. Eine kenntnisreiche Arbeiterschicht entstand, deren Selbstbewusstsein legendär wurde: Ein Schiffer zieht vor niemandem den Hut, nur vor Gott. Mitte des 19. Jahrhunderts versetzte schließlich die hochmoderne Pferdeeisenbahnlinie Gmunden – Budweis den Schiffleuten den endgültigen Todesstoß, da halfen auch Gesten revolutionären Aufbegehrens nichts mehr.

1916 wurden die letzten, inzwischen sinnlos gewordenen Stadln abgerissen, knapp 100 Jahre später wurde zur Erinnerung an die Bedeutung, die die Salzschifffahrt für die Bevölkerung erlangt hatte, wieder ein Salzstadl errichtet. Das Schiffleutmuseum in Stadl-Paura dokumentiert liebevoll den Aufstieg und die Traditionen einer ausgestorbenen Zunft, die von der Geschichte buchstäblich überrollt wurde – man denke nur an die Pferdeeisenbahn. Wer mit wachem Blick von Stadl-Paura flussaufwärts wandert, kann in der Traun und an deren Ufern noch heute Zeugen einer grandiosen Geschichte entdecken, in ihrer Entstehungszeit geniale Bauwerke zur Schiffbarmachung der rabiaten Traun: im Wasser versunkene Fundamente von Wehren oder Schlachten, an denen die Salzschiffe entlangschrammten, und nicht zuletzt zwei Felsen, die letzten Überreste des sog. Altaussteigers (→ Altaussteiger, auch: Altausspringer).

 

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